Mit der Uyuni-Tour gelangten wir von Chile nach Bolivien. Und um es vorwegzunehmen: Die Tour war fantastisch und einmalig!
Weil der nahe Grenzübergang und der dahinterliegende Nationalpark angeblich wegen streikender Anwohner geschlossen war, mussten wir zum Start einen fünfstündigen Umweg mit einen Mini-Bus zu einem nördlicheren Grenzposten nehmen. Dort fand der Wechsel auf die 4-WD Jeeps statt. Drei Jeeps mit jeweils 6 Personen und einem Fahrer bildete unsere Karawane. „Iber“ (oder wie auch immer sich das schreibt) war unser Fahrer und Guide. Das Autofahren wurde ihm in die Wiege gelegt. Auch jede nur erdenkliche Möglichkeit nutzte er geschickt um zu überholen, sich als erster der drei Jeeps einzuordnen und mit Vollgas weg zu fahren. Als Resultat durften wir alle paar Stunden auf die anderen warten und konnten so die Landschaften und die Natur umso intensiver geniessen.
Die drei Tage verbrachten wir zwischen 3‘900 und 4‘700 m. ü. M mit der ersten Übernachtung auf 4‘400. Dank mehreren Tagen Akklimatisation auf 2‘400 erlebten wir die Tage ganz ok (oder war es das Cocablätter Kauen?), im Gegensatz zu etwa 50% der Gruppe, welche sich konstant mit heftigen Kopfschmerzen und Übelkeit herumschlugen.
Farbige Lagunen, Geysire, einzigartige Steinformationen, ein riesiger Canyon, unendliche Ebenen, spezielle Tierwelt und zum Abschluss der unvergleichbare Salzsee…Wenige Menschen die sich in diesem rauen Klima vorwiegend als Selbstversorger durchschlagen: wie gesagt, ein einzigartiges Erlebnis!
Ohne Unterbruch, abgesehen von einer feinen Pizza in Uyuni, ging es mit dem Nachtbus weiter nach La Paz. Über Bolivianische Buse und die schlechten Strassenverhältnisse während der Regenzeit hatten wir einige schlimme Geschichten gehört. Darum fiel unsere Wahl auf die scheinbar beste und auch teuerste Busgesellschaft. Die geplanten 10 Stunden wurden kurz vor der Abfahrt wegen zu fahrenden Umwegen auf 14 Stunden korrigiert. Bereits vor der Abfahrt wurden Essen und Getränke verteilt und wieder eingesammelt. Als der Bus los fuhr, wussten wir auch wieso… Während der ganzen Fahrt kamen wir uns vor wie in einer Schüttelbox. Zum Glück war es dunkel draussen und wir konnten uns nur in der Fantasie vorstellen wie die Strasse aussehen muss.
Durchgeschüttelt und müde wurden wir erstaunlicherweise aber bereits nach ca. 10 Stunden im La Paz’ischem Menschengewühl ausgesetzt.
La Paz ist eine spektakuläre Stadt. Der Übernahme „La Hoyada“, das Loch, passt perfekt. Ein Kessel gefüllt mit meist unfertigen und unverputzten Häusern. Das Reichenviertel befindet sich im Gegensatz zu vielen anderen Städten hier im „Loch“ unten. Wobei die ärmeren Quartiere (über 4‘000 m. ü. M.) bereits zur eigenen Stadt „El Alto“ mit mehr als 1 Mio Einwohner ausgegliedert wurden.
Die Armut ist stark spürbar. Das Leben, ob Möbelverkauf, Steuererklärung ausfüllen oder Essen, findet hauptsächlich auf der Strasse statt. Anders als in Argentinien und Chile sind 60% der Bevölkerung Indigenas und als Tourist fällt man definitiv auf. Besonders gefielen uns die indianischen Marktfrauen die mit ihren farbigen, mehrschichtigen Röcken und den Bowlerhüten das Stadtbild prägen. Von uralten, qualmenden Busen bis hin zu Trägern quälen sich alle die steilen Strassen hinauf. Dementsprechend verstopft und stickig sind die Calles.
Wir haben vor allem beobachtet, zwischendurch an einem der tausenden Ständen ein Souvenir gekauft oder vom Mirrador Jach’a Qollu die Aussicht genossen.
Mehr Natur erwarteten wir vom Titicaca See. Vom Ausgangspunkt Copacabana, Namensgeber für den bekannten Brasilianischen Strand, führte ein Ausflug auf die Isla del Sol. Mit einem klapprigen Boot ging es im Schneckentempo zur Insel. Böse Zungen behaupten, mit Schwimmen wäre man schneller am Ziel… Mit einer Wanderung durchquerten wir die karge, autofreie Insel und genossen am Abend den Sonnenuntergang im kleinen, ursprünglichen Bauerndorf Yumani. Nach langer Zeit wiedermal in der Sonne die Ruhe der Natur geniessen und das während der Regenzeit!
Copacabana selber gefiel uns überhaupt nicht. Zu touristisch und sehr beschränktes Angebot. Oder vielleicht fehlte uns einfach die Gitarre oder die Jonglier-Kegel um mit den anderen dortigen Touristen mitzuhalten…
Mit einer weiteren Busfahrt gelangten wir über Puno nach Cusco, Peru. Das Herz des ehemaligen Inkareichs ist zum absoluten Touristen-Mekka mutiert, natürlich mit dem Machu Picchu als Hauptattraktion.
Mit einem Colectivo (Mini-Bus) gelangt man nach Ollantaytambo, wo der extremüberteuerte Touristenzug bereits wartet. Dieser schlängelt sich in einem tiefen Tal dem reissenden Urubama-Fluss entlang, durch dicken unzugänglichen Regenwald, vorbei an kleinen, malerischen Bauernhöfen bis nach Aguas Caliente. Um am nächsten Tag früh in der Ruinenstadt zu sein, verbrachten wir dort eine Nacht. Das auch dieses Dorf vom Machu Picchu-Tourismus lebt, haben wir spätestens bei der Rechnung im Restaurant gemerkt: Zum Totalbetrag wurden 20% „Trinkgeld ODER Taxen“ hinzugefügt. Es darf gewählt werden, wofür der Betrag ist, nicht schlecht oder?
Der Sonnenaufgang mit Blick auf die Ruinenstadt lässt alles „aber“ vergessen. Ein unglaublicher Ort. Beim Rundgang zog uns seine Magie für ein paar Stunden in seinen Bann.
Zurück in Cusco besuchten wir eine Vorführung mit traditionellen Tänzen in einer Art Turnhalle. Dies war sehr witzig, die Band bestand aus mehreren Greisen die, wenn sie grad keinen Einsatz hatten, auch mal ein Nickerchen einlegten. Die motivierten TänzerInnen mit den aufwendigen Kostümen brachten hingegen die Bühne zum Strahlen.
Am letzten Tag machten wir einen Ausflug zu den Salineras von Maras und den Ruinen Moray. Letztere dienten den Inkas als landwirtschaftliches Versuchszentrum, wo Sie Samen auf unterschiedlichen Höhen und Temperaturen testeten. In den Becken der Salineras wird bis heute in einem aufwendigen Verfahren Salz abgebaut und auf dem Markt in Cusco für gerade mal 4 Franken pro 50 kg verkauft.
Auf der Rückfahrt von diesem Ausflug ist es dann doch noch passiert. Dilettantisch sind wir beim Taxifahrer beim klassischen Trick in die Falle getappt. Einen echten 100erter gegeben, einen Gefälschten zurückbekommen. Naja, eigentlich war uns dieser Trick seit der ersten Seite vom Südamerika Reiseführer bekannt… Wehe, wenn wir den erwischen!
Bilder: Bolivia.Peru.